Im täglichen Sprachgebrauch machen wir keinen Unterschied zwischen einem Irrgarten und einem Labyrinth. Beide Worte haben für uns etwas mit "Ich finde die Lösung nicht" und "Ich habe meinen Weg verloren" zu tun. Warum das so nicht stimmt, beschreibt der folgende Blogpost (von Charlotte Wiegele)
Die Unterschiede
Bei den oft synonym verwendeten Begriffen Irrgarten und Labyrinth handelt es sich um verschiedene Arten von Wegemustern. Es lassen sich nämlich anhand der Linienführung zwei Varianten unterscheiden.
- Im Labyrinth finden wir einen verzweigungsfreien Weg, dessen Linienführung unter regelmäßigem Richtungswechsel immer zum Mittelpunkt (=Ziel) gelangt. Man nennt diese Eigenschaft unikursal (einwegig).
- Der Irrgarten ist im Gegensatz dazu ein System mit Verzweigungen, das Sackgassen und in sich geschlossenen Schleifen enthalten kann. Dort ist ein Verirren möglich und meist Sinn der Anlage. Ein Irrgarten ist somit multikursal (= vielwegig).
Die Fragestellungen
Im Irrgarten muss man sich bei jeder Abzweigung die Frage stellen: Ist mein Weg richtig oder falsch? Das Ziel ist die Vermeidung von Fehlern. Das ist ein bisschen wie in der Schule – wenn ich etwas falsch mache, dann komm ich nicht weiter, dann kommt der Rotstift und ich muss einen anderen Weg probieren.
Somit ist die zentrale Frage: Wie komm ich da durch? Durch den Irrgarten, nicht durch die Schule 😉. Ich muss mich auf das Außen konzentrieren. Der Irrgarten ist wie ein Rätsel.
Im Labyrinth hingegen darf ich Fehler machen und trotzdem weitergehen. Fehler sind erwünscht und helfen mir bei meinem Weg. Sie führen mich weiter, vielleicht zur nächsten Kehre, zu einem Wendepunkt im Leben.
Der Irrgarten fragt dich immer: Gehst du falsch oder richtig?
Das Labyrinth fragt dich: Gehst du oder gehst du nicht?
Somit darf die Konzentration im Labyrinth nach innen erfolgen, hat meditativen Charakter und richtet sich nach dem Sinn des Weges.
Die Verschiedenen Erlebnismöglichkeiten
Dr. Julie E. Bounford beschreibt in ihrem Buch: "Die geheimnisvolle Geschichte der Labyrinthe" die unterschiedlichen Aspekte des Erlebens im Irrgarten und im Labyrinth. Diese verdeutlichen noch einmal die großen Unterschiede der beiden Wegearten, die stellvertretend auch für die Aktionsmöglichkeiten in unserem Leben stehen können.
Das Polaritätsgesetz
Tendenziell entspricht also das Labyrinth eher der rechten Gehirnhälfte, dem femininen Prinzip und der Kraft des Mondes. Der Irrgarten steht stellvertretend für die linke Gehirnhälfte, das maskuline Prinzip und die Kraft der Sonne.
Wir finden auch hier, wie sooft im Leben, das Polaritätsgesetz, das ursprünglich von Hermes Trismegistos formuliert worden ist.
Alles ist zweifach, alles ist polar. Zu jedem Pol gibt es einen Gegenpol und beide Seiten bedürfen einander.
Beide Wege sind wichtig
Somit brauchen wir ebenfalls beides: Den Tatendrang des Erlebens im Irrgarten und die meditative Reflexion beim Gang durch das Labyrinth. Wir müssen aber dafür sorgen, dass in unserer hektischen, irrgartenbetonten Welt der sanfte und ruhige Weg durch das Labyrinth nicht zu kurz kommt!
In diesem Sinne wünsche ich dir von ganzem Herzen 💚: Finde deinen Weg!
Zusätzliche Informationen:
bloggermymaze - Labyrinthblog von Erwin Reißmann und Andreas Frei
Homepage von Gernot Candolini
Veriditas - englischsprachige Labyrinth-Seite
Weiterführende Literatur:
- Candolini, Gernot: Im Labyrinth sich selbst entdecken, HERDER spektrum
- Candolini, Gernot: Die Faszination der Labyrinthe, KÖSEL
- Bounford, Dr. Julie E.: Die geheimnissvolle Geschichte der Labyrinthe, Librero
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